Erbarmungswürdiger Sharky

Achtzylinder ist ja nicht gleich Achtzylinder, so allein von der Akustik her schon nicht. Mein Jag ist beispielsweise eher ein kultivierter Vertreter, mit seidigen Motorlauf und unaufdringlicher Geräuschkulisse. Toll auf jeder längeren Wegstrecke in den Urlaub beispielsweise, aber dann auch irgendwie ziemlich Großvater-Style. Auf Dauer ist das mir eigentlich etwas zu behäbig, von einem V8 erwartet man einen kernigeren Klang, was dem Jag aber dann auch wieder nicht so richtig gut zu Gesicht stehen würde. Ich hatte beim Kauf des Jag ja schon eingestanden tendenziell in der Midlife-Crisis angekommen zu sein, muss mich aber selbst korrigieren… ich will jetzt den kernigeren Klang!

JETZT bin ich in der Midlife-Crisis angekommen.

Eindeutiger Indikator dafür? Der weiße Porsche 928, der seit dem Wochenende in meiner Einfahrt steht.

Nein, das auf dem Bild ist natürlich nicht meine Einfahrt, aber mein Porsche. Darf ich vorstellen? Das ist Sharky, so benannt, weil die amerikanischen 928-Enthusiasten ihre Fahrzeuge liebevoll als Landsharks bezeichnen.

In der Zeitschrift Youngtimer erzählt der Chefredakteur des Blattes gerne von seinen unvernünftigen Gebrauchtwagenkäufen auf den Kiesplätzen der Republik. Ich fürchte, er würde vor Neid erblassen ob der Unvernunft, die ich beim Kauf von Sharky an den Tag gelegt habe. Denn die Liste der zu erledigenden Dinge ist lang und bei einem Porsche ist nichts wirklich günstig. Ich betrachte ihn aber auf jeden Fall als „erbarmungswürdig“ im eigentlichen Sinne des Wortes – der Zustand ist alles andere als prickelnd, aber er ist es wert, das man sich seiner annimmt.

Fangen wir erstmal mit den Grunddaten zu dem Auto an. Es ist ein 928 aus dem Jahr 1979, also das so genannte Urmodell mit dem 4,5 Liter Motor und 240 PS. Er hat ca. 130 tkm auf der (Austausch-) Uhr und hat die meisten dieser Kilometer in den USA absolviert, teilweise in Arizona, teilweise in Idaho. 2011 ist er dann nach Norwegen gekommen, dort hat er eine neue Tacho-Einheit (mit km statt mls), einen neuen Zahnriemen und ein paar neue Pneus bekommen, alles zum letzten Mal vor meinem Kauf, also schon wieder lange her. In Norwegen hat er mit dem neuen Tacho in zehn Jahren etwa 9,5 tkm absolviert, wahrscheinlich. Dann hat ihn ein deutscher Importeur nach Mecklenburg-Vorpommern mitgenommen. Eigentlich importiert er eher Fahrzeuge jüngeren Datums, solche Oldtimer wie mein Porsche sind eher Beifang. In Deutschland wurden dann im letzten Oktober HU und Anerkennung als historisches Fahrzeug, aka H-Kennzeichen, gemacht. Und Anfang März war ich dann in MV und habe ihn mit nach Hause genommen.

Die Fahrt nach Hause hat, mal abgesehen von Windgeräuschen und dem Damoklesschwert eines reissenden Zahnriemens, richtig viel Spaß gemacht. Das lag vielleicht auch daran, dass ich bei jedem Tankstopp (ach ja, doch noch was was nicht so viel Spaß gemacht hat – Danke, Putin!)… also bei jedem Tankstopp auf Sharky angesprochen wurde. Zugegebenermaßen war es beim ersten Stopp der Tankwart aus einiger Entfernung und bei den beiden anderen Stopps hat das schwindende Tageslicht sich gnädig den Blessuren des Porsches gegenüber gezeigt.

Drei Tankstopps auf 800 km?? Nun ja, eines der Mankos des Wagens ist eine Tankanzeige, der ich nicht wirklich vertrauen kann. Selbst bei vollem Tank zeigt sie nur eine Dreiviertel Füllung an. Jetzt wusste ich natürlich nicht, ob die Anzeige untenrum verlässlicher ist und habe lieber mal öfter einen Tankstopp eingelegt, bevor ich irgendwo liegenbleibe. Habe maximal 52 Liter in den Tank bekommen, obwohl er schon kurz über Reserve angezeigt hat. Bei einem maximalen Tankvolumen von 86 Liter war da aber jeweils wohl noch eine ordentliche Reserve an Bord. Aber jetzt greife ich schon vor. Mehr zu den Baustellen folgt in weiteren Posts und bald in der Mängelliste für Sharky.

Nach etwa acht Sunden Fahrt sind Sharky und ich gut Zuhause angekommen, jetzt steht er bei mir und ich kann mich an die Mängelliste machen. In drei Wochen kommt erstmal ein neuer Zahnriemen und ein neues Ausrücklager… und hoffentlich keine größeren Überraschungen.

So, diesmal ist es jetzt aber meine Einfahrt 😜

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