Ein Leser aus Griechenland hat mich kontaktiert. Zunächst war ich recht verwundert, dann ist mir wieder eingefallen, „Stimmt, Du hast ja da noch diesen Blog, um den Du Dich so gar nicht mehr gekümmert hast!“ Dabei ist autotechnisch einiges passiert seit…. Oh Gott, August 2020, ist ja schon wieder eine Ewigkeit her (schäm).
Das Wichtigste zuerst…. die Diva hat mich verlassen! Naja, okay, ich habe entschieden, dass sie gehen musste. Zunächst muss ich dazu sagen, dass ich sie wirklich abgöttisch geliebt habe. Das Flair dieses Autos, das Gefühl drin zu sitzen und sich vom reinen Luxus umschmiegen zu lassen, das kriegt auch der Jag nicht besser hin.

Leider hat der Lancia Thesis keine Lobby und kein gut ausgebautes Netz von Menschen, die sich professionell damit auseinandersetzen. Dafür wurde er einfach zu selten gebaut. In Kaiserslautern, nur knapp 50 km weg von mir, sitzt jemand, der sich auf italienische Autos spezialisiert hat. Aber beim Austausch der Domlager, ein normales Verschleissteil, konnte auch er mir nicht weiterhelfen überhaupt Ersatzteile zu bekommen.
Im Internet habe ich Domlager gefunden und bestellt, irgendeine dubiose Quelle mit osteuropäischer Internetpräsenz…. nach 6 Wochen Wartezeit konnte ich den Kauf zum Glück rückgängig machen, eine Lieferung konnte mir auch bis dahin nicht zugesagt werden. Dann gab es noch diese generalüberholten Domlager aus dem Osten der Republik, die ich mir letztendlich bestellt habe. Die kamen dann auch recht zügig. Mein Mechaniker des Vertrauens war aber von der Qualität nicht so richtig überzeugt. Nach Einbau fuhr der Wagen sich deutlich besser, aber letztendlich waren sie teurer als sie als Neuteile irgendwann mal eingepreist wurden und ein ungutes Gefühl, wie lange sie halten werden, blieb auch.
Da der Lancia ja letztendlich mein Daily Driver war, war mir das Risiko zu groß irgendwann in der Zeit, in der der Jag seine Winterpause macht, mal zu stranden und wochenlang nicht das passende Ersatzteil zu bekommen. In einem Anfall von Rationalität habe ich die Diva also verkauft.
Das allein war wieder eine Geschichte für sich, der Lancia Thesis ist ja nicht gerade ein stark gefragtes Automobil auf dem Markt. Ich habe zwar einiges an Geld reingesteckt, in der Zeit, in der er bei mir war. Aber realistischerweise konnte ich froh sein, wenn ich zumindest den damaligen Kaufpreis wieder erzielen würde. Das schöne an der Tatsache, dass das Auto nicht so gefragt ist, war, dass die Leute, die angerufen und es sich angeschaut haben, auch wirklich Interesse an genau diesem Auto hatten. Insgesamt waren es vier in knapp drei Wochen, gar nicht so schlecht.
Zunächst war da der elegante italienische Herr, der stilecht mit seinem Maserati Quattroporte V8 vorgefahren kam. Wir haben eine Weile gefachsimpelt über italienische Autos, welche Parallelen sein und mein Auto hätten und sind dann wieder auseinander gegangen… beide wussten, der Theiss ist nicht sein Anspruch, zumindest nicht als Diesel.
Als nächstes kam ein Thesis-Enthusiast aus dem Rheinischen angefahren. Im Plausch mit ihm habe ich noch so einiges über das Auto gelernt. Grundsätzlich fand er die Diva auch wirklich sehenswert, letztendlich hat er sich aus privaten Gründen aber gegen einen Kauf entschieden.
Auch mal was Neues, der nächste Interessent ist nicht selbst gekommen, sondern hat einen Gutachter vorbei geschickt, der das Fahrzeug genauestens unter die Lupe genommen hat. Es wurde jedes Blessürchen kleinlichst protokolliert, ja klar ist ja sein Job. Aber ehrlich, bei einem 12 Jahre alten Auto mit mehr als 180 tkm gibt es einiges an Kleinstdingen, wo einen als Käufer wahrscheinlich schon die Länge der Bestandsliste abschreckt…. hier eine Schramme in der Alufelge, dort ein Kratzer in der Mittelkonsole, der Lack nicht ordentlich poliert, da kommt schon was zusammen. Ist ja schließlich kein Neuwagen und auch kein Sammlerstück. Das hätte man aber auch schon am Preisschild erkennen können.
Der letztendliche Käufer war dann eher so jemand wie ich. Selbst kein Schrauber, aber eine Vorliebe für das etwas andere Auto. Im Fuhrpark gab es noch einen Renault VelSatis und in der heimischen Garage wartet seit Jahren ein Citroen XM darauf, das er wieder wachgeküsst wird. Der Zustand und die Unterlagen, die ich zu dem Auto hatte, haben letztendlich genügt, dass die Diva ohne jegliche Preisverhandlung den Besitzer gewechselt hat. Ich glaube, die beiden werden glücklich miteinander.
Glücklicherweise ist der Lancia Thesis kein Auto, das man jeden Tag im Straßenverkehr sieht. So konnte die kleine Wunde, die sein Verkauf in mir gerissen hat, gut heilen. Vielleicht habe ich auch deswegen einen Bogen um diesen Blog gemacht, das hier zu schreiben hat ja schon etwas Endgültiges. Aber wie gesagt, es ist ein bisschen was passiert in den letzten Monaten, das ich noch erzählen muss und es wird bestimmt auch noch ein bisschen was passieren, das ich dann auch erzählen will. Deswegen wird es zumindest mal wieder den ein oder anderen Eintrag in nächster Zeit hier geben.
Ciao Diva, und liebe Grüße an Dakis
